Tages- und Nachtcreme gehören für die meisten von uns zu den Beauty-Essentials. Aber wo genau ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Tages- und einer Nachtpflege?
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Zugegeben: In unserem Badezimmer ist es ganz schön voll. Da reihen sich Tiegel, Flakons und Tuben mit verschiedenen Cremes und Mittelchen aneinander, schnelle Käufe aus der Drogerie ebenso wie High End-Produkte zu teils absurd hohen Preisen. Vertreter der Fraktion „Wasser, Kernseife, höchstens noch Nivea“ (meistens Männer) mögen die Stirn runzeln. Aber wir brauchen diese Dinge, schon weil sie uns ein gutes Gefühl geben. Zu den essenziellen Beauty-Produkten im Bad gehört für die meisten von uns eine gute Gesichtscreme, meist eine Tagescreme und eine Nachtpflege. Aber wo ist eigentlich der Unterschied zwischen Tages- und Nachtcreme? Und brauchst Du wirklich zwei verschiedene Produkte?
Tagespflege und Nachtcreme müssen passen
Tages- und Nachtcremes sollen unterschiedliche Bedürfnisse befriedigen: Eine Tagescreme soll die Haut pflegen, schnell einziehen, ein gutes Hautgefühl hinterlassen, als Make-up-Unterlage dienen oder auch vor Umwelteinflüssen und Sonne schützen. Manche Tagescremes sind getönt und sollen so für einen ebenmäßigeren Teint sorgen. Eine Nachtcreme soll die Haut intensiv pflegen und bei der Regeneration unterstützen. Bei der Wahl Deiner Gesichtscreme gilt immer: Das Produkt sollte auf Deinen individuellen Hauttyp abgestimmt sein. Ist die Creme zu reichhaltig, verstopft sie die Poren – Pickelgefahr! Ist sie nicht reichhaltig genug, spannt die Haut schon wenige Minuten nach dem Auftragen wieder.
Darum ist Hyaluronsäure so beliebt
Die Hersteller der Cremes überbieten sich immer wieder mit neuen, innovativen Rezepturen und bahnbrechenden Inhaltsstoffen. Die Auswahl ist riesig, das Ziel meistens das gleiche: Die Cremes sollen uns helfen, jünger, frischer und besser auszusehen.
Besonders populär ist im Moment Hyaluronsäure. Sie finden wir nicht nur in Gesichtscremes, sondern auch in vielen anderen Beauty-Produkten wie Seren oder Lippenstiften. Hyaluronsäure kommt natürlicherweise im Körper vor, ist Bestandteil des Bindegewebes und bindet Feuchtigkeit. Mit den Jahren wird sie immer weniger, die Haut verliert Feuchtigkeit und Spannkraft, Falten werden sichtbar und immer tiefer. In Kosmetikprodukten soll Hyaluronsäure die Haut mit Feuchtigkeit versorgen und sie aufpolstern.
Perfekter Teint dank Tagescreme
Ebenso verantwortlich für pralle, faltenfreie Haut ist Kollagen. Auch das kommt natürlicherweise im Bindegewebe vor und stützt es. Wie Hyaluron wird auch Kollagen mit zunehmendem Alter immer weniger. Also soll von außen nachgeholfen werden: Gesichtscremes enthalten Kollagen oder wollen mit bestimmten Wirkstoffen die Produktion des körpereigenen Kollagens ankurbeln.
Ein weiterer Wirkstoff in Hautcremes ist Vitamin C, das helfen soll, die Haut aufzuhellen und so gegen braune Flecken im Gesicht vorzugehen. Vitamin A, auch als Retinol bekannt, soll die feinen Linien und Pigmentierungen im Gesicht mindern und die Haut glätten. Q10 wirkt als Antioxidans und unterstützt die Abwehrmechanismen der Haut. Auch Vitamin E gilt als Antioxidans, das Freie Radikale fängt, die die Zellen schädigen. Ceramide in der Hautcreme sollen die Hautbarriere stärken und Feuchtigkeitsverlust verhindern, Urea, Harnstoff, kommt bei sehr trockener Haut zum Einsatz. Andere Tagescremes setzen auf Formulierungen, die die Haut mattieren sollen und Unreinheiten bekämpfen, etwa mit antibakteriell wirkender Salicylsäure. Denn auch ölige, unreine Haut braucht Feuchtigkeit.
Ist Sonnenschutz in der Tagescreme nötig?
Egal, ob trocken oder ölig: Sonnenschutz ist wichtig. Denn die UV-Strahlung sorgt dafür, dass die Haut schneller altert und kann auf lange Sicht auch zu Hautkrebs führen. Deshalb haben viele Tagescremes einen integrierten Lichtschutzfaktor, kurz LSF oder SPF, kurz für das englische Sun Protection Factor. Aber brauchst Du das überhaupt?
Im Jahrbuch 2016 hat Ökotest einen Test mit Tagescremes mit UV-Filter veröffentlicht. Es sei zumindest fraglich, ob Du morgens genügend Creme aufträgst, damit wirklich eine Schutzwirkung erreicht wird, so die Tester auf „oekotest.de“. Außerdem müsse der LSF hoch genug sein. „Lichtschutzfaktor sechs bringt überhaupt nichts, das ist rausgeworfenes Geld“, zitiert „oekotest.de“ Professor Eckhard Wilhelm Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention.
Umstrittene Filter
Bevor Du Dich für eine Creme mit integriertem Lichtschutzfaktor entscheidest, solltest Du auch wissen: Chemische Lichtschutzfilter, die in die Haut eindringen, sind umstritten. Die Tester von Ökotest raten davon ab, Produkte zu nutzen, die sie enthalten. Etliche dieser Filter seien hormonell wirksam, heißt es in einem FAQ auf „oekotest.de“.
Eine Alternative sind mineralische Filter wie Titandioxid und Zinkoxid. Auf sie setzt insbesondere die Naturkosmetik. Mineralische Filter wirken, indem sie Sonnenlicht reflektieren oder absorbieren. Meist sind sie in (winzig kleinen) Nanopartikeln im Produkt enthalten, so dass es sich gut verteilen lässt. Nach heutigem Wissensstand sind sie weniger bedenklich als chemische, aber auch sie sind nicht optimal. Ihre Wirkung auf den Menschen ist noch nicht abschließend geklärt. Es gebe Hinweise auf eine krebserregende Wirkung, wenn man die nanogroßen Filter einatmet. In Sprays seien Titandioxid und Zinkoxid deshalb nicht zu empfehlen, so Ökotest.
Besser: Sonnenschutz zusätzlich zur Tagescreme
Am besten nutzt Du also zwei Produkte: Eine Tagescreme, die Deine Haut mit Feuchtigkeit versorgt und einen zusätzlichen Sonnenschutz, den Du an Deinen Lebensstil anpassen kannst. „Damit liegen die Verbraucher besser, sowohl mit der Pflege der Haut, als auch mit dem Sonnenschutz”, sagt auch Professor Breitbart auf „ökotest.de“.
Sicher ist: Ganz ohne UV-Schutz kommst Du nachts aus. Im Unterschied zur Tagescreme ist Deine Nachtcreme meist reichhaltiger. Wie bei den Tagescremes gibt es im Drogeriemarkt des Vertrauens ebenso wie in der Parfümerie Nachtcremes für jeden Hauttyp: Für reife Haut, für sensible Haut oder für Mischhaut. Die Cremes versprechen intensive Pflege, Faltenglättung oder locken mit dem Versprechen, Anzeichen von Müdigkeit quasi über Nacht zu beseitigen. Das klingt toll. Aber mal ehrlich: Wir alle ahnen, dass keine Creme der Welt acht Stunden Schlaf ersetzen kann.
Unsere liebste Nachtpflege: Schlaf
Einige Experten vermuteten, dass sich die Haut über Nacht besser regeneriert als tagsüber, sagt Dr. Kishan Raichura, Experte für ästhetische Medizin an der Londoner Lovely Clinic dem Portal „refinery29.com“. Wichtig dafür sei aber ausreichender Schlaf, die Zellregeneration brauche Zeit. „Die beiden oberen Schichten unserer Haut, die Epidermis und Dermis, bestehen aus Zellen, die sich im Laufe des Tages – und der Nacht – immer wieder teilen und erneuern“, so Dr. Raichura. „Außerdem befinden sich in der zweiten Hautschicht noch spezielle Zellen namens Fibroblasten, die für die Bildung struktureller Proteine wie Kollagen und Elastin verantwortlich sind.“ Kollagen und Elastin sorgen dafür, dass die Haut prall und elastisch aussieht.
Ausreichend Schlaf ist also nicht nur gut für Dein Wohlbefinden, er sorgt auch für den richtigen Glow. Aber selbst wenn Du wirklich immer genügend schlafen solltest, willst Du es vielleicht trotzdem mit einer Nachtcreme als Beauty-Booster versuchen.
Nachtpflege kann die Haut aufpolstern
In einem Test, erschienen im Jahrbuch Kosmetik 2021, hat Ökotest sich Nachtcremes vorgenommen. Acht Cremes fanden die Tester dabei „sehr gut”, heißt es auf „oekotest.de“. Ein Problem, das ihnen aufgefallen ist: Konservierungsstoffe, die viele der getesteten Cremes enthalten. Die meisten der Produkte sind nämlich in Tiegeln abgefüllt und verkeimen schnell: Jedes Mal, wenn Du mit dem Finger eintauchst, verunreinigst Du Deine Creme, auch, wenn Konservierungsstoffe das vermeiden sollen. Hygienischer sind Tuben. Unser Tipp: Du füllst Dir einfach mit einem sauberen Spatel eine kleine Menge Deiner Lieblingscreme aus dem Tiegel in ein eigenes Döschen ab. Die kleine Portion kannst Du schneller aufbrauchen.
Und die Wirkung? Eine gute Pflegecreme kann die Haut über Nacht aufpolstern, sagen auch die strengen Tester von Ökotest. Das funktioniere aber auch mit einer guten Pflegecreme. Die 28 Cremes im Test, die eine Anti-Aging-Wirkung versprochen hatten, fielen in diesem Punkt durch: Mehr als eine gewöhnliche Pflegecreme konnten die untersuchten Nachtcremes nicht leisten, so das Ergebnis des Tests.
Hier ist Nachtpflege sinnvoll
Heißt das, dass Nachtcreme doch überflüssig ist? Nicht unbedingt. „Eine gesunde, normale Haut braucht eigentlich keine Nachtcreme”, sagt Dermatologin Julia Welzel bei „Ökotest“. Allerdings ist Deine Haut tagsüber Umwelteinflüssen wie etwa der Luftverschmutzung ausgesetzt, hinzu kommen außerdem Make-up und Sonnencreme. Du solltest Deine Haut also abends mit einem fettlösenden Produkt und Wasser reinigen. „Waschsubstanzen entfernen dann auch einen Teil der hauteigenen Lipide. Danach macht es schon Sinn, das mit einer Nachtcreme auszugleichen”, sagt die Hautärztin.
Und nicht nur dann: Auch wenn Deine Haut im Winter trockener ist, kann eine reichhaltigere Pflege über Nacht sinnvoll sein, ebenso wie im Alter, wenn die Haut sich nicht mehr so gut selbst versorgen kann. Ob Du wirklich eine eigene Tages- und Nachtcreme brauchst, hängt also von Deiner Haut und Deinem Lebensstil ab.
Genau hinschauen bei Naturkosmetik
Setzt Du bei Deiner Gesichtspflege auf Naturkosmetik? Dann solltest Du Dir die Produkte genau anschauen. Eine grüne Schachtel allein macht noch kein Bio-Produkt oder anders gesagt: Nicht alles, was den Anschein erweckt, ist wirklich zertifizierte Naturkosmetik. In zertifizierter Naturkosmetik sind viele Inhaltsstoffe tabu. Verboten sind laut „verbraucherzentrale.de“ etwa Inhaltsstoffe auf Erdölbasis, Silikone oder PEG, kurz für Polyethylenglykole, die als Emulgatoren Verwendung finden oder dafür sorgen, dass ein Produkt schön schäumt. Auch Mineralöl basiertes Mikroplastik steht auf dem Index, ebenso wie viele Konservierungsstoffe.
Nicht immer ist Naturkosmetik auch besser verträglich. Die Verbraucherzentrale rät Allergikern, bei jedem Kosmetikprodukt die Inhaltsstoffe zu prüfen. Denn auch natürliche Duftstoffe oder Pflanzenextrakte könnten Allergien auslösen. Auch heißt das Label „Naturkosmetik” nicht unbedingt, dass die Ingredienzien auch aus biologischem Anbau stammen. Wenn Dir das wichtig ist, solltest Du in der Liste der Inhaltsstoffe nach einer entsprechenden Kennzeichnung suchen.
Tages- oder Nachtpflege: Einfach ausprobieren!
Es kann also schon eine ziemliche Herausforderung sein, die richtige Creme zu finden, egal, ob für den Tag oder für die Nacht. Während wir vielen Beauty-Produkten über Jahre die Treue halten und zum Beispiel einfach immer dieselbe Wimperntusche kaufen, ist das bei Gesichtscremes nicht unbedingt die beste Idee. Denn Deine Haut verändert sich und damit auch ihre Bedürfnisse. Nicht nur hat sie im Alter andere Bedürfnisse als in jungen Jahren, auch im Sommer brauchst Du unter Umständen eine leichtere Creme als im Winter.
Grund genug, einfach auszuprobieren, was passt: Du darfst Dir also ruhig immer mal wieder eine neue Creme in den Einkaufskorb legen.